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widersprüchliches ungewitter
March 1st, 2011 — Allgemein
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December 30th, 2010 — Allgemein, English
In her blog “Pop culture and radical politics with a feminist twist” Laury Penny writes about why sometimes burning them for warmth is the most revolutionary thing you can do with the newspapers sold by activists of far left wing parties. She does so in a response to an article by Alex Callinicos. Her critique of the old left comes together with the admittance that they are and will be there and we might have to find ways to sometimes fight side by side with them, but at the same time avoid giving them a chance to achieve any formal power, which is probably the most viable approach for now.
But maybe she’s overestimating the long term strength of an angry but disorganized crowd. The fact that the days of the old forms of hierarchical organizations of the left are over in terms of the perspective they offer means neither that they will wither away nor that we can live without finding and actually realizing new forms of organizing ourselves.
Again, the comments below the article show quite a bit about the sentiments felt by people.
One writes:
The student protests are just the tip of the iceberg. Wait until the public sector cuts start, then you’ll see even more unrest on the streets, and while the student union seemed reticent to engage in real protest, the public sector unions won’t be, and you’re likely to see some of the biggest demonstrations by workers since the miners strike.
This is class warfare, and the class divisions will be even more clear when the public sector workers go on strike, because while the student protest was infiltrated by some middle class individuals who thought it would be “trendy” to protest in London, the protests of the laid off workers will be militant, and no amount of spin from the class enemy will change that.
The white, working class have been underestimated for too long by the elites at Westminster. They bit their tongue when Labour were pushing through neoliberal policies from 1997-2010, but now the Con-Dem coalition have pushed us too far, and they will see a reaction against their bourgeois-inspired policies to oppress the white working class by stimulating unemployment, creating a reserve army of labour in a crude attempt to keep wages down and maintain the profits of the capitalists, who will then reward the obedient political class with votes and/or financial rewards. This game has gone on for too long, it’s time to confront the status quo.
Someone named James replies:
Get over yourself.
This is no revolution, it’s just the same old useless and vain leftwing anti-establishment bit of fun.
I wish it was something more, but the reality is that the Tories and their media pals have managed to convince enough people that what they are doing is necessary. On the whole, the population are pretty ignorant and so they have been conned again by the same old Tories, the nasty party.
But to really change anything, it won’t be the streets where it happens, it may be the internet (Wikileaks style) but most likely, it will be where it always was – in Parliament, where the vain and power collide.
(…)
Someone else:
it ain’t just the white working class…it’s a multicoloured rainbow of angry people who are trying to disolve the ‘government’
Another one in reply to James:
You see James, thats where you’re wrong, this isn’t just the same as all the other protests. I’ve seen/been involved in just about allof them, since I was old enough to be (late 80s) and this is fundamentally different, in feel, attitude, organisation, philosophy and in what it is opposed to, (these cuts are the worst thing to happen to this country in my lifetime), the anger is real and so are the plans to change what is happenening and the alternatives being considered. We can only hope all our opponents are as sitting pretty in their illusionary comfort zones and as soft headed in their approach and ill prepared to oppose us as you are…
The question is:
What happens if this government is dissolved?
October 19th, 2010 — Allgemein, English
Mario Savio on Sproul Hall Steps, December 2, 1964
There is a time when the operation of the machine becomes so odious, makes you so sick at heart, that you can’t take part; you can’t even passively take part, and you’ve got to put your bodies upon the gears and upon the wheels, upon the levers, upon all the apparatus, and you’ve got to make it stop. And you’ve got to indicate to the people who run it, to the people who own it, that unless you’re free, the machine will be prevented from working at all!
May 5th, 2010 — Allgemein
School has become the world religion of a modernized proletariat, and masks futile promises of salvation of the poor of the technological age[…]learning and the assignment of social roles are melted into schooling.
Ivan Illich
Im Zuge der internationalen Bildungsproteste im Wintersemester 2009 besetz(t)en Studenten an verschiedenen Orten ihre Unis. Die Forderungen sind sehr breit gefächert und reichen von strukturellen Verbesserungen bis zu „Freier Bildung“. Diese Forderungen sind – abgesehen davon, dass Forderungen Zeichen der Unterwerfung sind – absolut reaktionär.
Die Forderung nach „freier Bildung“ ist absurd, solange wir das kapitalistische Wirtschaftssystem an sich nicht angreifen und in Frage stellen. Freie Bildung bedeutet in diesem Kontext nichts anderes als freier Wettbewerb und totale Konkurrenz. Die Neoliberalisten heißen die Forderungen willkommen. Im schlimmsten Fall denken sie: Je mehr Humankapital zur Auswahl umso niedriger der Preis, den sie dafür bezahlen. Aber abgesehen von den Gehältern oder Löhnen bedeutet Bildung, ob sie nun frei ist oder nicht: Reproduktion von Arbeitskraft. Humankapital für den technologischen Fortschritt und das Wirtschaftswachstum. Kurz die notwendige Reproduktion der fortwährenden Produktion.
Solange die gesamtgesellschaftliche Struktur von Macht nicht in Frage gestellt wird und solange die kapitalistische Verwertungslogik und dessen Zirkulationsmonopol nicht in Frage gestellt wird, solange wird Bildung dem Zweck der Ökonomie und dessen Reproduktion durch technologischen Fortschritt unterworfen sein. Solange werden Bildungseinrichtungen Re-Produktionsstätten von frischem, zur Verwertung freigegebenem Humankapital sein.
Ein anderer Punkt im Forderungskatalog der unibrennt-Bewegung ist neben freier Bildung, Antidiskriminierung. Abgesehen davon, dass Antidiskriminierung nicht forderbar ist, können Rassismus, Homophobismus und alle anderen Ismen nicht durch Gesetze oder Rechte garantiert werden. Vor allem nicht, wenn die restliche Gesellschaft voll von diesen ist, und erst recht nicht wenn diese durch Instituionen (vgl. Staat: Asylrecht) legitimiert sind. Außerdem ist das Konzept des Gesetzes ohnehin fragwürdig, sowie auch das des Rechts. Diese Konzepte beruhen auf der stillschweigenden Bejahung von struktureller Gewalt, sprich institutioneller Macht, wie zum Beispiel dem Staat.
April 20th, 2010 — Allgemein
manche sagen schmierereien
manche graffiti
manche graffito
manche bezeichnen es als kunst
manchmal wird von vandalsimus gesprochen
meist wird damit gemeint das farbe auf wände gespüht wurde
sprühen
malen
buntmachen
sprayen
oder ähnliches wird gesagt wenn mensch raus geht
spazieren geht
in die stadt schaut
oder sonst wie kundtun will das sie_er das erscheinungsbild von
öffentlich sichtbaren flächen verändern möchte
meist wird gar nichts gesagt, oft wird einfach nur gemacht
darüber gesprochen wird eher in kleineren runden
oft um damit anzugeben
das selbstbewußtsein zu stärken oder sonst irgendwie kundzutun
das da was passiert ist
und mensch dafür verantwortlich war
etwas gemacht hat – meist sind es biomänner_typen die gerne
damit prahlen
manchmal ergibt sich die situation das beim gemeinsamen
schlendern durch die stadt die freund_in auf eine illegalisiertes
strassenbild aufmerksam gemacht wird
egal wie darüber gesprochen wird
es folgt meist immer einer bestimmten absicht
und möcht irgendwie in eine sprache übersetzt werden
die es gar nicht mehr bedarf
wird in mainstreamtageszeitungen darüber berichtet
verwenden journalist(innen) gerne wörter wie schmierereien
verknüpft mit der anschuldigung des vandalismus
der blinden zerstörungsmut
der gewalt an dinge
die uns gewalt antun
in medien mit emanzipatorischeren ansprüchen werden oft die
gespühten sätze zitiert und zusätzlich mit einem foto dokumentiert
die öffentlich sichtbaren flächen in mitteleuropäischen städten
folgen meist einer klar umrissenen ordnung
mensch sieht hauserfassaden aus mauerwerk
aus glas
aus beton
aus stahl
werbeflächen bei haltestellen “öffentlicher” verkehrsmittel
seltener an litfastsäulen
oft bei kaufhäusern und geschäften in form von reklame
oft auf riesigen holztafeln
bewegt in emborgehobenen glas/stahl kästen
all diese bilder die von uns täglich bewußter oder weniger
aufgenommen werden sind mehr oder weniger in ein geplantes
ordnungsschema gepasst
in einkaufsstraßen sind eine viezahl von auslagenfenster und in
ihnen erwerbbare produkte sichtbar
ebenfalls oft sind diese übersät mit reklametafeln und
werbeflächen voll mit bilder
nahezu allen gemein ist diesen bildern das sie produkte
bewerben
egal ob direkt als konkretere ware zum kaufen/klauen und
mitnehmen
oder als dienstleistung die in abstrakterer weise in eine
bildsprache gepaart mit einem namen warenförmig als produkt beworben
wird
fast allen gemein ist den werbebildern das sie uns sagen wollen
das wir sie haben wollen sollen
da die aufmerksamkeit auf werbebilder
nicht zuletzt durch ihre masse häufigkeit und größe
meist relativ gering ist
ist es wichtig das diese in möglichst kurzer zeit einen reiz
auf uns auslösen
um im gemurmel der stadt
durch verkehrslärm
gesprächen von passant_innen
musik aus geschäften
hörbar zu sein
müssen werbebilder schreien
ein nackter mann schreit
eine nackte frau schreit
ein provokativer spruch schreit wenn dieser gelesen wird
ein besonders anspruchsvolles angebot schreit
bei hungergefühl kann eine lecker anmutende speise schreiend
machen
alles möchte schreien
ich auch
voll von sexistischer kackscheisse
lügen
gefühlsversprechenden prohezeiungen
provokativen bildern und worten die politisch reflektiert oft
jenseitig sind
versuchen uns diese bilder zu befehlen das wir sie wahrnehmen
sollen
mit einem verkehrsmittel durch strassen der stadt zu fahren
ist oft wie durch fernsehrkanäle zu zappen
überall werbung für alles
wer hat uns gefragt ob wir das sehen wollen
wer hat davon einen nutzen
wer kann möglichst viele werbebilder im öffentlich sichtbaren
raum plazieren
wieso
alle bilder gestalten die räume in denen wir uns bewegen
sie beeinflussen unser denken und handeln
sie beeinflussen unsere gefühle und bedürfnisse
sie ermöglichen uns zurecht zu finden
sie möchten uns zwingen uns in einer bestimmten weise zurecht
zu finden
zu lassen
welche bilder wir
wie oft
wie groß
wie laut
ob durch die grafische gestaltung
die gefinkelten sätze
die ausgefallene erscheinung
sehen müssen
entscheiden nicht wir
sondern andere
die entscheidungsmacht
wieviel
wo
wie lange
wie
wir den ganzen beschissenen konsumdreck sehen müssen
entscheiden unternehmen, politische parteien und andere
die uns irgendetwas andrehen wollen
die gestaltung öffentlich sichtbarer bilder in der stadt sind
ausdruck von herschaft
ob zig quadratmeter große halbnackte frauen in verbindung mit
einem markenname
ob aalglatte glasstahlfassaden
ob die farbe des putzes von häusern
ob bäume, pflanzen, mülltonen und schilder hier und nicht dort
stehen
alles in der stadt permanent sichtbare ist vorwiegend durch
eigentum, geld,
politische, “kulturelle”, soziale oder anders geartete
macht bestimmt
uns hat niemensch gefragt ob wir das okay finden
wir sollten auch niemenschen fragen ob es okay das zu verändern
jede veränderung
und sei sie noch so spontan
politisch jenseitig
schiarch anzuschaun
dumm
einfallslos
ist ein angriff auf die HERRschende ordnung
alles öffentlich wahrnehmbare ist politisch
so ist jedes auf den boden geworfene stück papier symbol eines
poltischen aktes
wenn es binnen kurzer zeit durch ordnungskräfte der städtischen
reinigung wieder in die
dafür vorhergesehenen räumlichkeiten verschoben wird
werft euren müll auf die straßen
aber den müssen andere wegräumen
sprüht euren schmerz an die häuserwände
aber den müssen andere reinigen
werft mülltonnen um
aber die müssen andere wieder aufstellen
macht reklametafeln kaputt
aber diese müssen von anderen repariert werden
verändert die stadt
und macht sie zu unserer stadt
aber nur wenn andere die auf unserer seite der barrikade stehen
den scheiss nicht rückgängig machen müssen ohne dafür mehr bezahlt zu
bekommen
jedes plakat das uns was verkaufen will
jede hauswand die uns sagt es gehört einzelnen menschen
jede fassade die sagt
hier nicht
morgen bin ich wieder sauber
jedes geschäft das meint es müsse nach unseren blicken schreien
unsere taschen leeren wollen
macht es kaputt
malt es an
macht es bunter
verändert es
egal was
aber lässt es nicht so wie einzelne es sich gedacht haben das
es ihnen passen könnte
egal ob aus profitinteresse
egal ob als autorität durch die eigentumsrechte
egal ob aus angst vor wandmalereien
paint you pain away
vandalismus ist blinde zerstörungswut
wer aber die texte, bilder, politischen sprüche nicht hören
oder sehen will
sieht nur mehr das marktgeschrei
und ist selber blind vor angst vor veränderung
egal wie wirs nennen wollen
egal wie aussieht
wir sollten es einfach machen
am besten alleine
am besten ständig
am besten stumm
aber am besten mit krachen
wir sollten es dokumentieren
vorsichtig sein
uns gegenseitg motivieren
uns gegenseitig zu materialien helfen
wir sollten sofort damit weitermachen oder anfangen
egal ob mit stickern
farben
steinen
transparenten
kreiden
eddings
farbbomben
oder kot
die kunst in den schulen
den galerien
den museen
sind den herrschenderen gehörig
uns allen sollen aber wieder die städte gehören
bei jedem mal wird die angst weniger werden
bei jedem mal wird die abgeklärtheit zunehmen
bei jedem mal werden wir ausgefeiter werden
bei jedem mal werden wir sehen das es mehr werden
bei jedem mal werden wirs schöner hinkriegen
wir sind viele
logg dich endlich aus und schrieb dich ein
paint the pain away
March 30th, 2010 — Allgemein
Wir erinnern uns: Im Herbst 2009 äußerten Tausende und Abertausende Menschen in Österreich lautstark und kollektiv ihren wachsenden Unmut über das bestehende (Hochschul-)System, und zwar am sichtbarsten, indem sie Hörsäle besetzten und auf die Straßen drängten. Heute, im März 2010, ist der Widerstand wieder weitgehend verebbt; die Situation ist eine andere.
Viele der anfangs Engagierten sind schon lange abwesend, und doch haben auch sie Spuren hinterlassen: Je öfter sie innerhalb der Bewegung dieses vormachten, jenes nachmachten und drittes unterließen, und je öfter sie Worte fanden, die all dem Sinn verliehen, desto mehr prägten sie, nicht anders als wir selbst, gewisse Gewohnheiten samt Vorstellungen. Dies ist das strukturelle Erbe der Bewegung. In Resten wird es immer noch von manchen aktiv gepflegt, von anderen verinnerlicht herum getragen.
Doch das anfänglich weit ausstrahlende Feuer erlischt zusehends, der etablierte Zusammenhang wird schwächer und droht gar zu zerreißen. Er gilt immer mehr Menschen ohnehin schon als unvereinbar – mit sonstigen Verpflichtungen hier, mit der eigenen Überzeugung dort. In Teilen ist das unvermeidlich, zu gewissem Grade jedoch hausgemacht, da zuletzt nicht mehr versucht wurde, alternative oder zumindest ergänzende Strukturen für die gegenwärtige Lage zu finden.
Wer möchte, dass vom Widerstand etwas Substantielles bleibt, muss genau dies jedoch probieren, muss versuchen, über die Frage zu sinnen: Wie können jene Solidaritäten und kollektiven Praxen, die sich zumindest partiell bewährt haben, aufrecht erhalten und verbessert werden, und was können wir tun, damit sich im Anschluss daran wieder neue bilden können?
Denn nichts von dem wird von selbst passieren. Wir sind vielmehr gefordert, unsere sozialen Beziehungen so zu gestalten, dass dies wahrscheinlich wird – zueinander genauso wie zu Außenstehenden.
Die Aula irgend zu beleben ist zwar Gebot der Stunde, langt aber nicht.
March 25th, 2010 — Allgemein, English
We
have withdrawn, one might think, from being one of the biggest
students movements in years to opening a café. Superficially
looking, this is the obvious decline many movements take towards
creating some subcultural milieu and putting most energy into
maintaining an enclave whereas resistance to the surrounding desert
falls short. This could proof to be true in our case as well.
But
also, the current situation could be seen as an advance rather than a
retreat. For the first time, there was no doubt that we came to stay.
The university administration wanted back the room they had assigned
us to in exchange for the previously occupied second biggest lecture
hall. Back then, by seemingly spontaneously announcing a meeting on a
sleepy day with comparably few people, one day after a big assembly
where most voices said: for sure we will stay, some authority-minded,
obedient people managed to display a situation with no escape but to
accept the offered room. This was a scene more or less familiar to
us, as in most occupied rooms, at some point earlier or later, some
people started to push the issue of leaving voluntarily, normally for
nothing or almost nothing in return. That time, it was ‘successful’,
and the room that was then left to us became an officially tolerated
working room of the semi-official anti-bologna movement. The room was
handed over for that purpose, and when the bologna summit was over,
the administration was hoping to get it back.
Dear
kids, of course you may protest legitimately, but now that we’ve
heard you scream, go back to your desks and study. It could have been
an easy move to wipe us out. But maybe the experiences we made,
including successfully delaying the ministers’ party by blocking
roads and acting collectively in the moment, facing riot cops that
were loosing the overview and at the brink of loosing control of the
situation, maybe the slow but steady move in our brains towards not
accepting the authorities in place, towards seeing us and them as
antagonists, made us act otherwise this time. Back then it was a
strange move for us to exchange some room for another much smaller
one, rather than occupying the smaller one as well. This time, it was
near consensus that we will keep this room and liberate the space
permanently.
What
is clear now is that this room needs to be a room defined by all
those who use it, as there is a big need for not previously defined
space. There’s collective cooking and a collective bar, both running
on free donations rather than prices, people are gathering books for
a free library and all kinds of things for a free shop, the room is
being and will be used for group meetings, as well as studying, for
films, live music, workshops, alternative ways of learning and
working or just to chill out. It is obviously open for anybody from
outside the university. There’s a piano that some people play on
every night. The area in front of the room is sunny from the morning
till the evening, and these days spring is starting, so the new place
became a center of campus life immediately.
What
we can hope for now is that there is a permanent meeting place for
this movement and for anybody else, as we probably have a rather
quiet period in front of us, a time we will need for reflection and
theoretical discussion, as well as for regaining energy and strength.
The fact that the room we are in now doesn’t have the character of a
sign of protest and a means of applying pressure on the
administration, nor is it a room predefined for those most involved
‘activists’ that prepare the next big event, means that the chance is
high that now we can dissolve the borders between those that
‘stubbornly’ continue to protest and those that have seemingly turned
their back to the movement because they had no time to be involved
permanently. The social networks we built are already mixing up with
other spheres of campus life, and the reservation many people built
up about getting (re-)involved with the movement are falling.
Certainly,
we will need to focus on actually using the space well. If we are
willing to rise from the ashes again after a while, we will need to
talk about how to act in the future, and for that, collectively
criticize what we have done in the past.
Just
to occupy one or two lecture halls for protest and issue some
demands, which was not all by far but the core of the public picture
and at some point most of what our collective acting was focused on,
seems to move very little in the official structure. The authorities
have not made any significant move yet, and by their rhetoric it can
be judged that what they have in mind for the future is much worse
than what we have protested against initially.
The
tactics and strategies of occupation need to be re-thought. Rather
than using it as a means to apply pressure, it could be seen as a
means and an end at the same time, by occupying not for protest but
as re-appropriation and collectivization of space and ressources that
are previously controlled by the reign of capital and its state.
We
have started, a small step, but there will be a nucleus now, a nest, a
breeding place for what cannot be stopped if enough people come to
the conclusion that to radically transform the social processes goes
further than pleading for change to some representative of the
existing order, if we are willing to disrespect this very order and
to refuse its reign.
March 10th, 2010 — Allgemein
wer oder was ist das subjekt des politischen?
politik funktioniert an dieser willkürlich gezogenen grenze.
das leben passiert wo anders.
durch jene grenzen entstehen abhängigkeiten.
sie schränken ein.
und schaffen neue grenzen.
same, same, but different?
was ist mit dem bild in dem bild?
wo sehen wir uns in diesem mosaik?
brecht die barrieren.
no border, no nation.
mach dich frei – im kopf.
February 27th, 2010 — Allgemein
Bei dem Versuch, die Verhältnisse und Lebensrealitäten in
industrialisierten Staaten abseits altbekannter Begriffe wie
kapitalistisch und neoliberal zu umschreiben taucht die Metapher des
Rausches auf.
Rausch meint nicht nur die wie berauschte, unreflektierte oder als
unumgänglich angesehene Eingliederung in bzw. die Reproduktion von
derzeit bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen sondern
referiert gleichzeitig auf das immense Potential an Geschwindigkeit
und Geschwindigkeit reproduzierendem Humankapital. Es geht hier um
ein Mitreißen und mitgerissen werden durch jene Dynamisierung welche
für kapitalistisch-neoliberale Systeme grundlegend charakteristisch
zu sein scheint wobei die Macht über eine Gesellschaft mit der
Kontrolle ihrer Geschwindigkeit in eins fällt. Das Motiv dieser
Berauschung impliziert dabei keine dionysische1
Lusterfüllung, auch wenn es oberflächlich betrachtet tatsächlich
die Suche nach einem „erfüllten Leben“ zu sein scheint, die das
menschliche Tun antreibt. durch die vorschnelle Assoziation von
Erfülltheit mit kapitalistischen Glaubensbekenntnissen von
wirtschaftlichem Erfolg, gesellschaftlichem Status, normativer
Schönheit, Masse und Effizienz ist dieser Begriff allerdings
verbunden und gefüllt mit technischem Kalkül. Gefolgt von dem
Ziel, möglichst viel Ausschluss zu produzieren um nicht selber
Ausschluss- und Ausschussware zu werden. Innerhalb dieser
Gesellschaften ist die Grenze zwischen ökonomischen
Glaubensgrundsätzen und ökonomischer Politik dabei schon seit die
Zeit aus den Fugen geriet2
aufgehoben und kapitalistische Maxime zu Dogmen stilisiert worden.
Gleichzeitig fanden auf Ebene der Religionen Säkularisierungsprozesse
statt wodurch viele Menschen von ihren religiösen Überzeugungen
weitgehend entbunden und andersweitig “wiederbefüllbar” werden.
Der Geschwindigkeitsrausch wird zum allumfassenden Prinzip – er
spiegelt sich im Alltag seiner Produzent_innen nicht nur in einem
Mangel an Freizeit wider, er zeitigt auch reißerische Kapitalflüsse,
auf Zeiteffizienz ausgerichtete Verkehrsnetze, digitale Datenströme,
hetzende, gestresste und drängende Horden und die Verpflichtung,
immer und überall erreichbar, abrufbar und einsetzbar zu sein. Was
hier in Bewegung gerät ist jedoch konfus und nicht mehr als
“gerichtete Vorwärtsbewegung” zu verstehen. Das Maximum an
Geschwindigkeit ist tatsächlich schon erreicht und damit tritt an
die Stelle von Beschleunigung “die Wahrnehmung einer gleichsam
bewegungslosen und in sich erstarrten Steigerungsspirale … rasender
Stillstand”3.
Dementsprechend findet Paul Virilio gerade auch ein widerständige
Potential in Geschwindigkeitsströmen und -räuschen: Bewegungen und
Aufstände gegen etablierte Systeme gewinnen ihre Durchsetzungskraft
nicht zuerst durch die Masse von beteiligten Menschen oder die
Dringlichkeit ihrer Anliegen sondern vielmehr aus der Umleitung von
Geschwindigkeitsströmen zu der sie führen:
“Die Masse ist kein Volk und keine Gesellschaft, sondern eine
Vielzahl von Passanten: das revolutionäre Kontingent gewinnt seine
ideale Gestalt nicht an den Produktionsstätten, sondern auf der
Straße, wenn es aufhört, ein technisches Relais der Maschine zu
sein, und selber zum Motor (Angriffsmaschine) wird, das heißt zum
Produzenten von Geschwindigkeit.”4
Was hier unter Produzenten von Geschwindigkeit gefasst wird ist
grundlegend verschieden von Geschwindigkeit reproduzierendem
Humankapital – hier geht es nicht mehr um eine Reproduktion von und
Aufrechterhaltung von Geschwindigkeitsspiralen und -niveaus durch
eine unumgehbare Eingliederung und eine Teilhabe an diese stützende
Prozesse sondern um eine hierarchische Verschiebung und Ermächtigung,
welche das Eingreifen in bereits bestehende Geschwindigkeits- und
Stromnetze erst ermöglicht. Virilio sieht also die Verschiebung von
Reproduzenten zu Produzenten von Geschwindigkeit als wesentliches
Merkmal und Grundlage subversiver Identität*. Gleichzeitig ist für
ihn Hast eine Notwendige Vorraussetzung für Veränderung –
widerständige Praxis funktioniert durch das exzessive Überrumpeln
gesellschaftlich etablierter Konventionen:
“Die Zeit des Lesens impliziert auch Zeit zum Nachdenken, eine
Verzögerung, welche die dynamische Wirksamkeit der Masse zerstört.
Wenn die Meute zufällig einmal in ein monumentales Bauwerk
eindringt, so wird dieses sehr schnell in einen Durchgangsort
umgewandelt, den jeder betritt und verläßt, wo jeder rein- und
rausschafft, – es ist die Besetzung durch eine hastige Horde, eine
Plünderung um der Plünderung willen …”5
Von welcher Qualität müssten nun aber diese Geschwindigkeitsströme
sein? Denken wir mit Virilio die momentanen Verhältnisse als die
maximale Ausformung von Geschwindigkeit, die gleichzeitig in einer
Art Stillstand münden muss, so wäre der Impuls der Beschleunigung
gleichzeitig entschleunigend und damit eine wieder ins Spiel bringen
von Bewegung. Im Falle rasenden Stillstands wäre es also die
Entschleunigung, die einen Fortlauf erst ermöglichen würde. Die
Versammlung Aufständischer auf den Straßen führen zu einem
Erliegen der Verkehrsströme, Hacker blockieren Daten- und
Kommunikationsflüsse und Joe Stark fliegt sein Sportflugzeug in ein
Regierungsgebäude in Austin, Texas. “I find myself once again
beginning to finally pick up some speed”6
beschreibt er die unzähligen und immer wieder scheiternden Versuche,
dem Geschwindigkeitsanspruch der Gesellschaft Folge zu leisten in dem
von ihm hinterlassenen Manifest. “I am finally ready to stop this
insanity.”7
1Die
auf Schlegel zurückgehende und von Friedrich Nietzsche
popularisierte Unterscheidung zwischen Appolonischem und
Dionysischem als Antriebsfeder bzw. Charakteristik von Tun versteht
das Dionysische als lustvolles, ekstatisches und rauschhaftes
Prinzip entgegen dem Appolonischem, welches strategisches,
kalkuliertes Denken und Handeln meint. In diesem Fall scheint die
Appolonische Geste allerdings einen rauschhaften Zustand zu
bedingen.
2“The
time is out of joint: O cursed spite, That ever I was born to set it
right!”, vgl: William Shakespear: “Hamlet”, Akt1, Szene 5
3Hartmut
Rosa: “Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne”,
Frankfurt/Main: Suhrkamp 2005, Umschlagtext
4Paul
Virilio: “Geschwindigkeit und Politik”, Berlin: Merve Verlag
1980, S. 9
5Virilio:
“Geschwindigkeit und Politik”, S. 11
7Siehe
oben
February 14th, 2010 — Allgemein
Ja, Gesellschaft ließ sich lange mit Worten wie »frei« und »offen« schmücken.
Rhetorisches Blendwerk zwar, doch politisch episodisch entsetzlich nützlich.
Am Ende des Tages ward das giftige Make-up aber abgeschminkt.
Die Reste der Rhetorik und des Regierens ronnen Richtung Abguss.
Gesellschaft als Ganzes war nie ohne Herrschaft.
Sie, die große Konstante, verhöhnte allen Wandel.
Das Ende der Herrschaft aber beendete auch Gesellschaft.
Freie Formen von Verbundenheit wollten anders heißen.
Neue Namen gaben dem Gewonnenen grellen Ausdruck.
Gesellschaft – das klang bald unvertraut wie Kauderwelsch.
Gesellschaft sagen meinte nun: Veraltetes hervor–rufen.