paint the pain away

manche sagen schmierereien

manche graffiti

manche graffito

manche bezeichnen es als kunst

manchmal wird von vandalsimus gesprochen

meist wird damit gemeint das farbe auf wände gespüht wurde

 

sprühen

malen

buntmachen

sprayen

oder ähnliches wird gesagt wenn mensch raus geht

spazieren geht

in die stadt schaut

oder sonst wie kundtun will das sie_er das erscheinungsbild von
öffentlich sichtbaren flächen verändern möchte

 

meist wird gar nichts gesagt, oft wird einfach nur gemacht

 

darüber gesprochen wird eher in kleineren runden

oft um damit anzugeben

das selbstbewußtsein zu stärken oder sonst irgendwie kundzutun
das da was passiert ist

und mensch dafür verantwortlich war

etwas gemacht hat – meist sind es biomänner_typen die gerne
damit prahlen

 

manchmal ergibt sich die situation das beim gemeinsamen
schlendern durch die stadt die freund_in auf eine illegalisiertes
strassenbild aufmerksam gemacht wird

 

egal wie darüber gesprochen wird

es folgt meist immer einer bestimmten absicht

und möcht irgendwie in eine sprache übersetzt werden

die es gar nicht mehr bedarf

 

wird in mainstreamtageszeitungen darüber berichtet

verwenden journalist(innen) gerne wörter wie schmierereien
verknüpft mit der anschuldigung des vandalismus

der blinden zerstörungsmut

der gewalt an dinge

die uns gewalt antun

 

in medien mit emanzipatorischeren ansprüchen werden oft die
gespühten sätze zitiert und zusätzlich mit einem foto dokumentiert

 

 

die öffentlich sichtbaren flächen in mitteleuropäischen städten
folgen meist einer klar umrissenen ordnung

 

mensch sieht hauserfassaden aus mauerwerk

aus glas

aus beton

aus stahl

werbeflächen bei haltestellen “öffentlicher” verkehrsmittel

seltener an litfastsäulen

oft bei kaufhäusern und geschäften in form von reklame

 

oft auf riesigen holztafeln

bewegt in emborgehobenen glas/stahl kästen

 

 

all diese bilder die von uns täglich bewußter oder weniger
aufgenommen werden sind mehr oder weniger in ein geplantes
ordnungsschema gepasst

 

in einkaufsstraßen sind eine viezahl von auslagenfenster und in
ihnen erwerbbare produkte sichtbar

ebenfalls oft sind diese übersät mit reklametafeln und
werbeflächen voll mit bilder

 

nahezu allen gemein ist diesen bildern das sie produkte
bewerben

egal ob direkt als konkretere ware zum kaufen/klauen und
mitnehmen

oder als dienstleistung die in abstrakterer weise in eine
bildsprache gepaart mit einem namen warenförmig als produkt beworben
wird

 

fast allen gemein ist den werbebildern das sie uns sagen wollen
das wir sie haben wollen sollen

da die aufmerksamkeit auf werbebilder

nicht zuletzt durch ihre masse häufigkeit und größe

 

meist relativ gering ist

 

ist es wichtig das diese in möglichst kurzer zeit einen reiz
auf uns auslösen

 

 

um im gemurmel der stadt

durch verkehrslärm

gesprächen von passant_innen

musik aus geschäften

hörbar zu sein

 

müssen werbebilder schreien

 

ein nackter mann schreit

eine nackte frau schreit

ein provokativer spruch schreit wenn dieser gelesen wird

ein besonders anspruchsvolles angebot schreit

bei hungergefühl kann eine lecker anmutende speise schreiend
machen

 

alles möchte schreien

 

ich auch

 

 

voll von sexistischer kackscheisse

lügen

gefühlsversprechenden prohezeiungen

provokativen bildern und worten die politisch reflektiert oft
jenseitig sind

 

versuchen uns diese bilder zu befehlen das wir sie wahrnehmen
sollen

 

 

mit einem verkehrsmittel durch strassen der stadt zu fahren

ist oft wie durch fernsehrkanäle zu zappen

 

überall werbung für alles

 

 

wer hat uns gefragt ob wir das sehen wollen

wer hat davon einen nutzen

wer kann möglichst viele werbebilder im öffentlich sichtbaren
raum plazieren

wieso

 

 

alle bilder gestalten die räume in denen wir uns bewegen

sie beeinflussen unser denken und handeln

sie beeinflussen unsere gefühle und bedürfnisse

sie ermöglichen uns zurecht zu finden

sie möchten uns zwingen uns in einer bestimmten weise zurecht
zu finden

zu lassen

 

 

welche bilder wir

wie oft

wie groß

 

 

wie laut

 

ob durch die grafische gestaltung

die gefinkelten sätze

die ausgefallene erscheinung

 

sehen müssen

 

entscheiden nicht wir

sondern andere

 

 

die entscheidungsmacht

wieviel

wo

wie lange

wie

wir den ganzen beschissenen konsumdreck sehen müssen

entscheiden unternehmen, politische parteien und andere

die uns irgendetwas andrehen wollen

 

 

die gestaltung öffentlich sichtbarer bilder in der stadt sind
ausdruck von herschaft

 

 

ob zig quadratmeter große halbnackte frauen in verbindung mit
einem markenname

ob aalglatte glasstahlfassaden

ob die farbe des putzes von häusern

ob bäume, pflanzen, mülltonen und schilder hier und nicht dort
stehen

 

alles in der stadt permanent sichtbare ist vorwiegend durch
eigentum, geld,

politische, “kulturelle”, soziale oder anders geartete

macht bestimmt

 

uns hat niemensch gefragt ob wir das okay finden

wir sollten auch niemenschen fragen ob es okay das zu verändern

 

 

jede veränderung

und sei sie noch so spontan

politisch jenseitig

schiarch anzuschaun

dumm

einfallslos

 

ist ein angriff auf die HERRschende ordnung

 

 

alles öffentlich wahrnehmbare ist politisch

so ist jedes auf den boden geworfene stück papier symbol eines
poltischen aktes

wenn es binnen kurzer zeit durch ordnungskräfte der städtischen
reinigung wieder in die

dafür vorhergesehenen räumlichkeiten verschoben wird

 

 

werft euren müll auf die straßen

aber den müssen andere wegräumen

 

 

sprüht euren schmerz an die häuserwände

aber den müssen andere reinigen

 

 

werft mülltonnen um

aber die müssen andere wieder aufstellen

 

 

macht reklametafeln kaputt

aber diese müssen von anderen repariert werden

 

 

 

verändert die stadt

und macht sie zu unserer stadt

aber nur wenn andere die auf unserer seite der barrikade stehen
den scheiss nicht rückgängig machen müssen ohne dafür mehr bezahlt zu
bekommen

 

 

jedes plakat das uns was verkaufen will

jede hauswand die uns sagt es gehört einzelnen menschen

 

jede fassade die sagt

hier nicht

morgen bin ich wieder sauber

 

jedes geschäft das meint es müsse nach unseren blicken schreien

unsere taschen leeren wollen

 

macht es kaputt

malt es an

macht es bunter

verändert es

egal was

aber lässt es nicht so wie einzelne es sich gedacht haben das
es ihnen passen könnte

egal ob aus profitinteresse

egal ob als autorität durch die eigentumsrechte

egal ob aus angst vor wandmalereien

 

 

paint you pain away

 

 

vandalismus ist blinde zerstörungswut

 

wer aber die texte, bilder, politischen sprüche nicht hören
oder sehen will

sieht nur mehr das marktgeschrei

 

und ist selber blind vor angst vor veränderung

 

 

egal wie wirs nennen wollen

egal wie aussieht

wir sollten es einfach machen

am besten alleine

am besten ständig

am besten stumm

aber am besten mit krachen

 

 

wir sollten es dokumentieren

vorsichtig sein

uns gegenseitg motivieren

uns gegenseitig zu materialien helfen

 

wir sollten sofort damit weitermachen oder anfangen

 

 

egal ob mit stickern

farben

steinen

transparenten

kreiden

eddings

farbbomben

oder kot

 

 

die kunst in den schulen

den galerien

den museen

sind den herrschenderen gehörig

uns allen sollen aber wieder die städte gehören

 

 

bei jedem mal wird die angst weniger werden

bei jedem mal wird die abgeklärtheit zunehmen

bei jedem mal werden wir ausgefeiter werden

bei jedem mal werden wir sehen das es mehr werden

bei jedem mal werden wirs schöner hinkriegen

wir sind viele

 

logg dich endlich aus und schrieb dich ein

 

paint the pain away