Baut eure Brücken bewusster!


Wir erinnern uns: Im Herbst 2009 äußerten Tausende und Abertausende Menschen in Österreich lautstark und kollektiv ihren wachsenden Unmut über das bestehende (Hochschul-)System, und zwar am sichtbarsten, indem sie Hörsäle besetzten und auf die Straßen drängten. Heute, im März 2010, ist der  Widerstand wieder weitgehend verebbt; die Situation ist eine andere.

Viele der anfangs Engagierten sind schon lange abwesend, und doch haben auch sie Spuren hinterlassen: Je öfter sie innerhalb der Bewegung dieses vormachten, jenes nachmachten und drittes unterließen, und je öfter sie Worte fanden, die all dem Sinn verliehen, desto mehr prägten sie, nicht anders als wir selbst, gewisse Gewohnheiten samt Vorstellungen. Dies ist das strukturelle Erbe der Bewegung. In Resten wird es immer noch von manchen aktiv gepflegt, von anderen verinnerlicht herum getragen.

Doch das anfänglich weit ausstrahlende Feuer erlischt zusehends, der etablierte Zusammenhang wird schwächer und droht gar zu zerreißen. Er gilt immer mehr Menschen ohnehin schon als unvereinbar – mit sonstigen Verpflichtungen hier, mit der eigenen Überzeugung dort. In Teilen ist das unvermeidlich, zu gewissem Grade jedoch hausgemacht, da zuletzt nicht mehr versucht wurde, alternative oder zumindest ergänzende Strukturen für die gegenwärtige Lage zu finden.

Wer möchte, dass vom Widerstand etwas Substantielles bleibt, muss genau dies jedoch probieren, muss versuchen, über die Frage zu sinnen: Wie können jene Solidaritäten und kollektiven Praxen, die sich zumindest partiell bewährt haben, aufrecht erhalten und verbessert werden, und was können wir tun, damit sich im Anschluss daran wieder neue bilden können?

Denn nichts von dem wird von selbst passieren. Wir sind vielmehr gefordert, unsere sozialen Beziehungen so zu gestalten, dass dies wahrscheinlich wird – zueinander genauso wie zu Außenstehenden.

Die Aula irgend zu beleben ist zwar Gebot der Stunde, langt aber nicht.