Besetzungen nach Bedarf für freie Uni auf unbestimmte Zeit #1

Besetzung entreißt einen bestimmten Raum der herrschenden Macht und
erklärt die Autoritäten auf Papier für ungültig, ob EigentümerInnen,
die über ein leeres Haus verfügen, und sagen dass es leer sein muss,
oder ein Rektorat oder ein Ministerium, die sagt, es muss in der Uni
"Bologna umgesetzt werden". So lange wie ein Raum besetzt ist, so lange
also, wie die Papier-Autoritäten nicht wirken, so lange definieren
zumindest potentiell die Anwesenden, was in dem Raum statt findet. Wenn
die Anwesenden es so wollen, bleibt der in funktionale Positionen
gepressten Macht am Ende nur das Schlagstock gewordenen Gewaltmonopol
des Staates, der diese Positionen und vor allem das Eigentum schützt.

Erweitert mensch den Blick über den eigenen funktional
abgegrenzten Lebensbereich hinaus, zeigt sich eine Unfähigkeit der
bestehenden Strukturen und eine Unwilligkeit derer die sie tragen, auf
die auftretenden Probleme und Widersprüche zu antworten, sie auch nur
als solche wahrzunehmen. Die darin erfolgreichen AkteurInnen sind
offensichtlich nicht in der Lage, die bestehenden Verhältnisse
grundlegend zu verändern, auch nicht ansatzweise so grundlegend wie
z.B. die Forderungen, die am Anfang im Audimax schon als Minimalkonsens
feststanden, und mit denen viele Menschen spontan sympatisiert haben.

So wie ein Rektor nicht den Weg aus der Bologna-Uni weisen
kann, so kann auch eine Gegenbewegung die wirklichen Veränderungen nur
bringen, wenn sie zumindest zeitweise aus den herrschenden Strukturen
ausbricht, und so den Kontrast schafft, das Erleben des Anderen
ermöglicht, wenigstens teilweise, wenigstens als Versuch.

So wie die wirkliche Kritik der real existierenden Demokratie
und der Erfahrung der Reproduktion dieser unter uns in den Besetzungen
selbst statt findet, und nicht in irgend einem vom Ministerium
eingerichteten Arbeitsforum, so wird auch eine freie Uni für alle nie
in einer unfreien Gesellschaft von irgend eine-r/m FunktionsträgerIn
delegiert werden.

So gilt es, neben den ganzen Forderungen, anstelle von immer
nur Verhandlungen und vorgegebenen Schemata von koordiniertem Protest
mit dem Ziel die Herrschenden unter Druck zu setzen, die Herrschaft der
Herrschenden einseitig aufzukündigen, und die Veränderung selber zu
sein, und sei es auch nur temporär, indem die in einem Raum Anwesenden
die Definition über diesen beanspruchen, sich selber ermächtigen, es
anders zu machen, das was ihrer Meinung nach dort normalerweise falsch
passiert ersetzen durch das wie es sein sollte, bereit sind zu lernen,  im Gegensatz zu den RepräsentantInnen genau der Realität, die die ursprüngliche Empörung ausgelöst hat.

Sei es nur als
Demonstration, als Experiment.

Ohne selbst gestaltend an der Veränderung Teil zu haben ist die Vorstellungskraft für Veränderung beschränkt.

don’t strike / replace

die definitionsmacht der scheinbar allmächtigen realität selbstverständlich aufheben