„Endlich haben Sie keine Angst mehr, verkaufen fröhlich Ihre Panzer!“

Am Montag den 21.12.2009 wurde zu früher Morgenstunde
der besetzte Audimax der Uni Wien, der
auch der größte Hörsaal Österreichs ist, nach 62 Tagen Besetzung polizeilich
geräumt.
Als Gründe dafür wurden mangelnde Sicherheit und eine angebliche
Spaltung innerhalb der Besetzer_innen in zwei Gruppen, eine radikale und eine
gemäßigte, angegeben. Aufgrund dieser Umstände hätten laut Rektorat Verhandlungen
keinen weiteren Sinn gemacht.

 

Es waren zwei
turbulente Monate: Alles fing an mit einer kleinen Demonstration, eine Woche
später waren über 50.000 Leute auf der
Straße
. Viele Aktionen folgten, tausende Mahlzeiten wurden täglich
ausgegeben, Vorträge organisiert, Filmpremieren veranstaltet und vor allem
wurde wieder miteinander geredet.
Über Themen die uns alle betreffen, Themen die in den Medien keinen Raum finden, schon gar nicht im
Einkaufsstress vor Weihnachten, aber auch sonst nicht in unserem Alltag. Die Gesprächsbereitschaft, der ständige Dialog
sind unsere größten Stärken.

 

Doch wofür
kämpfen wir eigentlich? Vor allem kämpfen wir für freie Bildung. Wir glauben fest daran, dass freie Bildung
unersetzlich ist, um bewusst am öffentlichen Leben teilzunehmen
. Nicht nur
an den Unis, an allen
Bildungsinstitutionen
: Kindergärten, Volks- und Hauptschulen, Gymnasien etc.
ist die Freiheit der Bildung nicht mehr gewährt. Anstatt die Erkenntnisse von
Bildungsforscher_innen umzusetzen, die Lehre möglichst frei zu gestalten und
den Lernenden Mitgestaltung zu ermöglichen, erfolgt weiterhin
Frontalunterricht. In einer immer komplexer werdenden Welt, werden an den Unis
Fachidiot_innen gezüchtet. Aufgrund der Stundenpläne und Fristen ist es nicht
möglich sich mit den Lerninhalten wirklich auseinanderzusetzen und sie zu
begreifen, anstatt auswendig zu lernen.
Wir fordern die Freiheit der Bildung, denn ohne Sie ist eine freie Gesellschaft
nicht möglich.

 

Wir sehen nicht ein, dass 100 Milliarden für Bankenhilfspakete bereitgestellt werden können
und in der Gesundheits-, Sozial- und
Bildungspolitik
gespart wird. Zum Vergleich mit ca. 9,5 Milliarden gibt der Staat Österreich für Schulen, Universitäten,
Kindergärten und Forschungseinrichtungen nur ein Zehntel dieses Betrags aus
.

   

Wir möchten die Gewichtung ändern: Für jede und jeden
soll der Zugang zu freier Bildung möglich sein, kein Mensch soll auf der Straße sitzen, wenn 80.000 Wohnungen allein in
Wien leerstehen
und jeder Mensch soll
mit seinem Gehalt den Lebensunterhalt finanzieren können,
ohne vor dem
Monatsende Angst haben zu müssen.

 

Wir sehen auch
nicht ein, dass am kältesten Tag des
Jahres, an dem bereits 3 Menschen erfroren, über 80 wohnungslose Menschen von der
Universitätsleitung auf die Straße gesetzt werden
. 3 Tage vor Weihnachten
und obwohl eine Lösung in Zusammenarbeit mit der Caritas,  dem Neunerhaus und anderen Organisationen in
greifbarer Nähe war. Es ist uns allen klar, dass die Universität nicht in der
Lage ist diese Situation alleine zu stemmen, doch es ist keine Lösung die Menschen bei – 15 Grad auf die Straße zu schicken.
Die Stadt Wien und der Bund müssen
endlich ihre Verantwortung wahrnehmen und auch dazu stehen, denn wir können,
wollen und werden es nicht einfach so hinnehmen, dass Menschen erfrieren,
verhungern oder an nicht behandelten Krankheiten sterben müssen, erst recht nicht
im 7. reichsten Land der Welt.

 

Wir haben Angst vor einer Zukunft in der unser aller Leben
rein von Wirtschaftsinteressen abhängig gemacht wird! Nicht alles was einen Wert hat kann in Zahlen
gemessen werden
. Es ist nicht möglich Dinge wie Menschlichkeit,
Kreativität, Spontanität, Solidarität, Freiheit, etc. zu messen. Wir
kämpfen nicht nur für uns! Und wir kämpfen auch nicht allein.
Von vielen
Seiten  erhalten wir Unterstützung in unseren
Anliegen: Kindergärtner_innen, 800 Lehrende an Universitäten, ÖGB, die Grünen,
der burgenländische und oberösterreichische Landtag und viele andere
Organisationen, sowie einzelne Personen haben sich solidarisiert. Und wir kämpfen weiter! Auch wenn von
mancher Seite eine Spaltung herbeigeredet werden soll, wir nicht immer einer
Meinung sind, wir kämpfen weiter für
eine freie Bildung, eine freie Gesellschaft für Alle.

 

Eine Gesellschaft die nicht von der
Angst vor dem Arbeitsplatzverlust, des nächsten Börsenkrachs oder vermeintlichen TerroristInnen geprägt ist. Sondern eine Gesellschaft, die ein freies Leben ermöglicht, ein
Leben, das sich gegen die zerstörerischen Auswirkungen der aktuellen politischen
Lage in Europa und der ganzen Welt wendet.

 

Wenn Sie uns unterstützen
wollen
, Sie sich im Kampf für Freiheit befinden, sich gegen Unterdrückung
durch Zwänge jedweder Art wehren möchten, dann kommen Sie zu uns auf den Campus
(altes AKH) in den besetzten Hörsaal C1
oder informieren Sie sich im Internet auf www.unsereuni.at!

 

Die Chaotinnen- und Chaotentruppe aus dem Audimax