die demokratie ist eine maske, wer die fratze darunter aufdecken könnte, bekommt sie selbst zu sehen.

reflexionen zur no-wkr demo am 19.01. in wien
 
wieder einmal hat der rechts-staat gezeigt, dass schon ein gekräusel an der oberfläche den schlamm am grund aufwirbeln kann, wenn auch nur im kleinen, unsichtbar für die meisten.
 
wer einmal gesehen hat, wie sich der kessel schon schließt, bevor eine versammlung offiziell verboten wird, wer einmal den knüppel im rücken gespürt hat, weil er oder sie von einem sogenannten recht gebrauch machen wollte, aus empörung darüber, dass völkisch-deutschnationale, rassistisch sexistisch faschistoide verbindungen am repräsentativsten ort der stadt, im selben haus wie der amtssitz des staatspräsidenten einen ball abhalten, bekommt die chance den zusammenhang zu fühlen, vor augen geführt zu bekommen.
 
es ging nicht um aufrechterhaltung der öffentlichen ordnung.
 
es ging nicht um sicherheit.
 
wie oft nicht.
 
es ist nicht einmal notwendig, die details zu kennen, zu wissen, welche rolle rechtsextreme burschenschaften spielen, zum beispiel als selektionsapparat für ausgesuchtere kreise in wirtschaft und staat. es reicht zu sehen, wie jenen gegenüber agiert wird, die ihre legitimation in frage stellen könnten.  
 
wie abgerichtete hunde hetzen die zur ausführerung des gewaltmonopols unter sold gestellten uniformierten kleine haufen widerspenstiger, die scheinbar meinen, dass sie sich anmeldung hin oder her versammeln dürfen, und die botschaft schallt direkt von der hofburg auf die straße: ihr habt recht, aber ihr seid machtlos. ihr habt recht, es ist kein zufall, wer da in der hofburg tanzt, und die seiten sind klar, ihr seid auf der anderen. pfefferspray, knüppel, schild, wasserwerfer, sind noch auf dieser.
 
aber gewaltbereit sind immer jene, die anzweifeln, dass die monopolisierte gewalt immer recht hat?
 
wer am 29.01.10 gegen den wkr ball auf die straße gegangen ist, hat es sehen können: der aufgerüsteten exekutive ging es nicht um die abwendung von gewalt, sondern um die demonstration derselben. und um die massive dokumentation der personalien der anwesenden.
 
eine demo zwei tage vorher zu verbieten, eine neu angemeldete dann erst nach beginn der startkundgebung, ist eine garantie dafür, dass viele menschen trotzdem kommen. viele, weil sie es tatsächlich nicht gewusst haben, nicht gleich von außen erkannt haben, dass sie in einen kessel hineinlaufen, und es erst mit glück drinnen erfahren haben, nicht etwa von der polizei, denn die hat sich abgesehen von einem mikrigen plärrenden megaphon an einem ende, von dem der großteil der gekesselten höchstens das plärren hören konnte, nicht die mühe gemacht, die anwesenden über das verbot der versammlung zu unterrichten. beim hereingehen wurde anfangs kein wort darüber verloren, auch wenn mensch direkt neben oder zwischen uniformierten den platz und damit den nicht gleich erkennbaren kessel betrat.
 
wer es gehört oder am generellen verhalten der polizei ablesen konnte hat vielleicht bald die idee gehabt das weite zu suchen, für die meisten kam das aber zu spät, der platz war nur noch mit einer anzeige zu verlassen.
 
macht doch was ihr wollt, wenn wir wollen scheißen wir euch ins gesicht. stempel drunter. oder knüppel drüber.
 
zu gehen war sicher das beste. wer das noch geschafft hat, hatte später vielleicht noch das glück in einem kaum berechenbaren haufen durch die innere stadt zu tanzen, blaulicht immer nur aus der ferne sehend, und das pech, mit knüppeleinsatz über die straße und vielleicht in eine u-bahn-station gejagt zu werden. wer fiel wurde nicht etwa liegen gelassen, sondern bekam gern noch ein paar schläge zur erziehung.
 
einiges kann aus jenem abend gelernt werden.
 
lehre nummer null wäre vielleicht: tanzende nazis und schlagende bullen feiern die selbe party.
 
vielleicht schon gewusst aber noch mal zum mitschreiben.
 
sobald es nach kessel aussieht lohnt es sich eigentlich nur noch zu gehen. wer in bezugsgruppen geht, die sich mit anderen bezugsgruppen oder einzelpersonen einen alternativen treffpunkt ausgemacht haben, hat eine gewisse chance, am selben tag noch so etwas wie demonstrieren zu können. irgendwann wird mensch dann möglicherweise doch noch über den platz gejagt und vielleicht verprügelt, aber immerhin.
 
vielleicht beim nächsten mal noch ein bisschen unberechenbarer.
 
wenn die exekutive der hofburg oder vielleicht doch des parlaments*? ihr spektakel aufzieht kann das wirkliche spektakel ganz wo anders sein. befehle sind starr. autos sind behäbig, besonders in den engen gassen des 1. bezirks.
 
deren form der machtdemonstration kann mit ausweichen begegnet werden. wenn sich der kessel schließt, am besten davor: gehen. wenn, an anderer stelle unter befehl gestellte in kampfmontur hetzjagd spielen, nicht mitspielen. gehen, wenn nötig kurz aus direkter reichweite der schlägstöcke rennen, eventuell stehen bleiben, unaufgeregt, langsam, zu zweit. mit einer person, auf die mensch seit anfang aufpasst. sich nicht vereinzeln lassen. sich nicht unterscheiden lassen zwischen demonstrant*in und passant*in.
 
nicht mit der masse ins verderben rennen, sondern die masse selbst auflösen und an einem anderen ort wieder entstehen lassen. diesen ort am besten schon vorher wissen. mund zu mund. ob sms oder online-kommunikation funktioniert ist zweifelhaft, wenn mensch sich anschaut, wer am schwedenplatz vorher da war, der wasserwerfer jedenfalls vor zehn.
 
bezugsgruppen mit klar definierten *mitgliedern sind eine möglichkeit, aufeinander aufzupassen. am besten bestehen bezugsgruppen aus leuten, die einander vorher schon kennen und sich vertrauen, und nach möglichkeit aus menschen mit ähnlicher dynamik auf *demos. grober grundkonsens darüber, was für andere in der gruppe ok ist vermeidet konflikte und spaltungen oder dass einzelne in sachen hineingezogen werden, für die sie das selbe risiko nicht aufgenommen hätten. manche mögen am rand stehen wollen und bier trinken, manche sind gern weg wenn’s stressig wird, andere sind gerne vorne mit dabei, wenn sich etwas in bewegung setzt, oder sie treten der gewalt direkt entgegen. es ist gut, wenn menschen in bezugsgruppen zumindest voneinander wissen, wo sie vielleicht dabei wären.
 
damit einzelne nicht vereinzelt dastehen, wenn sie in der gruppe etwas nicht mittragen oder mitmachen wollen, hat jede*r am besten eine*n buddy, die*der dann im fall der fälle mindestens bis außerhalb des brenzlichen bereichs mitgeht.
 
gerade bezugsgruppen mit ähnlichen vorstellungen können dinge ins rollen bringen. zum beispiel eine spontane demo, wenn ein großer haufen untentschlossen herumsteht und ein plenum abhält darüber, ob und wo sie jetzt eine *spontane demo machen. wo es nur eine eine möglichkeit für eine spontane demo gibt – losgehen.
 
wenn es fünf oder vielleicht zwanzig leute gibt, die losgehen, und die das den anderen mitteilen bewirkt das mehr als ewige debatten bei denen eh nur ein kleiner teil etwas versteht.

bei längeren kesselungen zum beispiel oder verharren an einem ort kann es schon sinn machen, sich mit möglichst vielen leuten abzusprechen, bei wirklich vielen können bezugsgruppen leute entsenden zu einem *delegiertenplenum*, wenn sie sich auf eine position einigen können oder es erst einmal um info-abgleich geht.

wenn die gewährten negativen* grundrechte willkürlich aufgehoben werden, innerhalb der bestehenden ordnung legitim, formal richtig, keinesfalls anormal, braucht sich mensch nicht mehr auf sie berufen. den selben formalen weg zu gehen, das legitime selbst zu suchen, die legitimität des legitim veräußerten rechts zu proklamieren, ich darf mich hier versammeln, anstatt sich wo anders zu versammeln, sich das was formal entziehbares recht ist anzueignen.

für die polizei war von vornherein klar: es wird keine demo geben.

es gab sie doch.

nicht zuletzt, weil dezentral agiert wurde. mehr davon.